Im letzten Monat hatten wir darüber berichtet, wie die Norm EN ISO 12100 mit weiteren Typ-B- und Typ-C-Normen zusammenhängt, und wie diese Erkenntnis einem Maschinenhersteller hilft, in seiner Risikobeurteilung eine effiziente und gewissenhafte Risikominderung zu erreichen. 

Heute betrachten wir in diesem Kontext das Zusammenspiel zwischen den Normen EN ISO 12100 und EN ISO 13849. 

Bei den Teilen 1 und 2 der Norm EN ISO 13849 handelt es sich um Typ-B-Normen, die einen Sicherheitsaspekt behandeln, der bei der Risikobeurteilung für viele Maschinen verwendet wird: Den Einsatz sicherheitsbezogener Teile von Steuerungen. Damit ist diese Norm nicht nur für viele, sondern fast alle Maschinen anwendbar, da dieser Aspekt für alle Sicherheitsfunktionen einer Maschine gilt, die auf einer sicherheitsbezogenen Steuerung basieren. Das fängt beim Not-Halt-Schalter an, bis hin zu Sicherheitsschaltern an Schutztüren, Abdeckungen, Lichtschranken etc. 

Wie bereits im letzten Newsletter-Beitrag behandelt, werden bei der Risikobeurteilung zunächst gemäß der EN ISO 12100 die auftretenden Gefährdungen identifiziert und deren Risiko eingeschätzt. Danach werden mit Hilfe anwendbarer Typ-B- und Typ-C-Normen geeignete Schutzmaßnahmen zur Risikominderung angewendet. Beinhaltet die Schutzmaßnahme eine Steuerung mit Sicherheitsfunktion, sollte die EN ISO 13849 angewendet werden, um die sicherheitsbezogenen Teile der Steuerung auszuwählen und zu bewerten. 

Im Risikobeurteilungsprozess ergibt sich für das Zusammenspiel der beteiligten Normen folgender Ablauf: 

  1. Festlegen der Grenzen der Maschine und ihrer bestimmungsgemäßen Verwendung nach EN ISO 12100 
  2. Identifizieren und Risikoeinschätzung von Gefährdungen und Gefährdungssituationen nach EN ISO 12100 
  3. Risikobewertung nach EN ISO 12100 
  4. Gefährdungsbeseitigung bzw. Risikominderung durch inhärent sichere Konstruktion nach EN ISO 12100 und mithilfe von anwendbaren Typ-B- und Typ-C-Normen
    Die Risikobewertung und -minderung werden dabei durch die Anwendung eines Risikographen dokumentiert. Hierbei können der Risikograph aus der ISO/TR 14121-2 oder Risikographen aus diversen Risikobeurteilungstools (z. B. Safexpert) benutzt werden. 
  5. Gefährdungsbeseitigung bzw. Risikominderung durch ergänzende Schutzmaßnahmen mithilfe von anwendbaren Typ-B- und Typ-C-Normen 
  6. Festlegen der Leistungsanforderungen von Sicherheitsfunktionen nach EN ISO 13849-1, die aus den vorher ausgewählten Schutzmaßnahmen resultieren
    Um die Leistungsanforderung einer Sicherheitsfunktion festzulegen, bietet die EN ISO 13849-1 einen eigenen Risikographen, mit dem der erforderliche Performance Level (PLr) als Maß für die Leistungsanforderung bestimmt wird. Hierbei sollten sich die ausgewählten Risikoelemente für den PLr als Eingangsrisiko mit dem bisherigen Ausgangsrisiko, welches durch die vorangegangenen Maßnahmen erreicht wurde, decken!  
  7. Beurteilen der sicherheitsbezogenen Teile von Steuerungen nach EN ISO 13849-1 und EN ISO 13849-2, die an den Sicherheitsfunktionen beteiligt sind
    Die beabsichtigte Risikominderung wird ebenfalls mit dem Risikographen aus der EN ISO 13849-1 bestätigt, indem der erreichte Performance Level (PL) als Maß für die Leistungsfähigkeit der sicherheitsbezogenen Teile der Steuerung größer oder gleich dem geforderten PLr ist. 
  8. Festlegen von ggf. weiteren erforderlichen Benutzerinformationen an der Maschine und in der Betriebsanleitung nach EN ISO 12100, den angewendeten Typ-B-Normen inkl. EN ISO 13849-1 und Typ-C-Normen